Darum ist Engagement für Geflüchtete unverzichtbar
Eine Kampagne des Münchner Flüchtlingsrats
Eine Kampagne des Münchner Flüchtlingsrats
Jedes Jahr sterben tausende Geflüchtete auf dem Weg nach Europa über das Mittelmeer. Die Gründe dafür sind vielseitig. Zum einen fehlt es an legalen Zuwanderungswegen und Möglichkeiten in Europa Asyl zu beantragen, sodass sich viele Menschen aus Verzweiflung auf diese gefährliche Reise begeben. Zum anderen schottet sich Europa an den Außengrenzen durch Grenzpolizei und Kooperationen mit europäischen Nachbarländern ab. Auch Binnengrenzkontrollen, die einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom April 2022 nach bei einer Dauer von mehr als 6 Monaten rechtswidrig sind, fordern immer wieder Verletzte und Tote. Dadurch sorgt die EU dafür, dass der Weg nach Europa immer gefährlicher und tödlicher wird. Die wenigen Menschen, die tatsächlich in Europa bzw. Deutschland ankommen, haben eine schwere und oft traumatisierende Flucht hinter sich. Sie verdienen es hier mit Respekt und Menschlichkeit empfangen zu werden. Die EU muss sichere und legale Zuwanderungswege schaffen, um das Sterben im Mittelmeer endlich zu beenden.
Familien gehören zusammen. Dennoch leben in Deutschland zahlreiche Geflüchtete ohne ihre Eltern, Kinder oder Geschwister, weil die bürokratischen Hürden oder die Voraussetzungen so hoch sind. Schon der „privilegierte“ Familiennachzug bei Personen mit Flüchtlingsanerkennung kann Jahre dauern. Für Angehörige von subsidiär Schutzberechtigten gibt es zusätzlich lediglich ein Kontingent von 1000 Nachzügen im Monat und für Personen mit nationalem Abschiebungsverbot ist der Familiennachzug nur äußerst beschränkt möglich. Ohne die Unterstützung von Ehrenamtlichen sind diese Hürden oft gar nicht zu überwinden, sodass Familien dauerhaft getrennt bleiben. Die psychische Belastung von der Familie getrennt leben zu müssen und sie im Herkunftsland vielleicht sogar in akuter Gefahr zu wissen stellt eine enorme Belastung dar und hindert Menschen daran, einen Neubeginn zu starten und die ohnehin schon hohen Anforderungen zu bewältigen. Ehrenamtliche können in dieser Hinsicht wichtige psychosoziale Unterstützung leisten und sich auch politisch für Verbesserungen einsetzen.
Chancengleichheit ist eines der höchsten Güter, die wir als Weltgemeinschaft anstreben können. Dennoch sind wir hiervon meilenweit entfernt. Die Rechte und Chancen, die in Deutschland existieren, sind in anderen Ländern keine Selbstverständlichkeit. Viele Geflüchtete, die nach Deutschland kommen, fliehen auch auf der Suche nach Chancengleichheit. Während sie in ihren Herkunftsländern vielleicht diskriminiert, ausgebeutet oder einem korrupten System ausgesetzt sind, erhoffen sie sich in Europa eine fairere Behandlung und die Chance auf einen Neubeginn. Die Realität ist oft erschreckend anders. Die EU und damit auch Deutschland versuchen vielseitig Geflüchtete abzuschrecken. In Bayern etwa leben viele Geflüchtete in Ankerzentren, isoliert von der Außenwelt, ohne faktischem Zugang zu Sprachkursen, Arbeit und Schule. Sprachliche Barrieren stellen häufig ein Hindernis bei Wohnungs- und Jobsuche dar. Auch das Asylbewerber*innenleistungsgesetz benachteiligt Aslybewerber*innen gegenüber Menschen, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch beziehen. Durch den Einsatz von Ehrenamtlichen kann diese Ungleichbehandlung verringert werden und bleibt nicht länger ungesehen.
Als weiße deutsche Person hat man viele Privilegien. Angefangen bei dem Nationalpass, der einem eine Reise in fast jedes Land dieser Welt ermöglicht, hin zu sozialer Absicherung, leistungsstarker Schulausbildung und der Möglichkeit diskriminierungs- und rassismusfrei sein Leben zu leben. Privilegien, von denen viele Geflüchtete Personen nur träumen können. Einige Ausweisdokumente werden in Deutschland nicht anerkannt und wer keinen Pass vorlegen kann, wird früher oder später wegen Passlosigkeit angezeigt. Hinzu kommen tägliche Erfahrungen mit strukturellem und alltäglichem Rassismus, der insbesondere in den letzten Monaten und Jahren weiter zugenommen hat. Gerade deshalb ist das ehrenamtliche Engagement für Flüchtlinge so wichtig. Die Ehrenamtlichen bilden einen Gegenpol zu den rechten und rechtsextremen Strukturen und stehen für Menschenrechte, Chancengleichheit und das Recht auf ein Leben in Freiheit und Würde ein.